Wie Digitalisierung Menschenleben retten könnte
Ist von autonom fahrenden Pkw die Rede, wird gerne übersehen, dass die schon heute vorhandene Technik die Verkehrssicherheit sehr wirkungsvoll erhöhen könnte – auch die mutwillig durch Raser in Innenstädten beeinträchtigte. "Semiautonomes Fahren" könnte man das nennen: Wie mit jedem Navi üblich, erkennt das Auto, wo es sich gerade befindet – die Fahrzeugelektronik sorgt auf Basis der Standortdaten dafür, dass nicht schneller gefahren werden kann, als es hier nun einmal erlaubt ist. Nach diesem Prinzip werden Sharing-E-Scooter in Fußgänger:innen-Zonen bereits gedrosselt. Warum nicht dasselbe bei Kraftfahrzeugen mit viel höherem Gefährdungspotenzial anwenden – gekoppelt mit GPS-Daten, die Tempo-30-Zonen lokalisieren? Volvo tut so etwas zumindest im Hochgeschwindigkeitsbereich.
Zu allererst gehören jene hochmotorisierten Mietwagen, die gerne von Menschen mit Minderwertigkeitsgefühlen zum Posen übers Wochenende gebucht werden, mit einer nicht abschaltbaren, ortsabhängigen Tempoabriegelung ausgestattet. Technisch ist das kein Hexenwerk. Es wäre noch nicht einmal teuer. Die zu bewältigenden Hürden sind vielmehr rechtlicher und politischer Natur (was wiegt schon ein Menschenleben, wenn dafür in automobile Freiheitsrechte eingegriffen werden muss). Es umzusetzen, wäre wirklich einmal eine visionäre Aufgabe für einen Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (sic!). Vermutlich hätte so viel Mut in diesem Ressort irgendwann einmal aber nur eine Ministerin.
Torsten Willner