Noch etwas ungewohnt: Oberbürgermeister Peter Feldmann und Verkehrsdezernent Klaus Oesterling beim gemeinsamen Versuch, das Velo des Dezernenten in die Höhe zu liften
Foto: Eckehard Wolf
Aufwertung für die Konstablerwache
Anerkennung für den ADFC bei der Eröffnung des ersten öffentlichen Doppelstock-Fahrradabstellanlage in Frankfurt
Wenn das Wetter nicht ohnehin zu einem Fahrradausflug eingeladen hätte, dann wäre es vielleicht nicht ganz so fröhlich zugegangen bei der Eröffnungsfeier an der Konstablerwache am 7. August. So aber bestand das einzige Problem darin, sein Fahrrad diebstahlsicher abzustellen, denn der neue überdachte Doppelstockparkplatz für 96 Fahrräder war noch durch rotweißes Flatterband abgesperrt und an einer Stelle durch eine breite rote Schleife.
Unter zwei Sonnenschirmen gab es kalte Getränke und Brezeln. Etliche Prominenz aus Behörden und Politik war gekommen, Pressevertreter, Fotografen, der Geschäftsführer der Firma "Orion", von der die Anlage gebaut wurde, und natürlich war auch der ADFC gut vertreten. Ein metallenes Rednerpult war aufgestellt, an dem sich Oberbürgermeister Peter Feldmann und Verkehrsdezernent Klaus Oesterling abwechselten. Beide hoben die Bedeutung des ADFC beim Zustandekommen der neuen Fahrradabstellanlage hervor. In einem einzigen Satz ließ sich viel Lob für unseren Verein und für die Verwaltung unterbringen: Im Dezember 2016 habe Bertram Giebeler den Standort für diese Art von Abstellanlagen vorgeschlagen und bereits wenige Monate später ist alles genehmigt und gebaut. Dem Bauzaun, der vorher hier so lange gestanden hatte, bis sich niemand mehr erinnern konnte, wofür er überhaupt mal errichtet worden war, trauerte niemand hinterher, auch nicht den Müllcontainern drum herum. Oesterling hatte hier nach seinen Worten eines Nachts das Familienleben von Ratten beobachten können.
Noch reichlich Platz für Fahrräder: Die neue Doppelstock-Abstellanlage an der Konstablerwache
Foto: Peter Sauer
Beide Redner hoben hervor, wie wichtig der Radverkehr bei der Lösung der innerstädtischen Verkehrs- und Klimaprobleme sei. Feldmann bedankte sich ausdrücklich bei den Radfahrern, die täglich auch an ungemütlichen Stellen und unter widrigen Bedingungen unterwegs seien. Er hob ausdrücklich die wichtige Rolle des ADFC hervor, der Druck mache, damit es voran ginge mit dem Fahrradverkehr. Jetzt wird der Radfahrer auch schon mit einem Dieselmotor verglichen, aber es stimmt, was Oberbürgermeister Feldmann sagte: Beim Radfahren wird kein NOx produziert. Dem Fahrrad steht also noch eine große Zukunft bevor, das wurde deutlich. Dazu gehören nicht nur sichere Verkehrswege und Abstellmöglichkeiten, sondern auch ganz offensichtlich der vermehrte Einsatz von Leihfahrrädern.
Oesterling kündigte weitere doppelstöckige Fahrradabstellanlagen an, auch an Stellen, an denen man bisher nur zu ebener Erde sein Fahrrad parken könne. Die Kosten für die Errichtung dieser Anlage, es handelt sich um drei Einheiten zu je 32 Stellplätzen, betragen einschließlich der Fundamente 49.000 Euro. So steht es in der offiziellen Pressemitteilung.
Nach den vielen Worten, die viel politisches Handeln versprachen, kam der handwerkliche Teil für die beiden Festredner. Das rote Band wurde von beiden in mehrere Teile zerschnitten, bis jeder Fotograf auf seine Kosten gekommen war. Dann brachten beide gemeinsam das Pedelec, mit dem Klaus Oesterling gekommen war, auf einen Standplatz in der oberen Reihe.Dazu mussten sie erst einmal eine der oberen Schienen herunter drücken, was mit Hilfe von zwei Griffen nicht wirklich schwierig ist. Auch das Einstellen und Anheben des Pedelecs gelang ohne Probleme.
Gewöhnungsbedürftig ist natürlich die aufzuwendende Kraft. Zwei Gasdruckfedern drücken jeweils eine Schiene nach oben. Das hilft beim Anheben, erschwert aber natürlich das Absenken der leeren Schiene. Es soll für Fahrräder und Pedelecs bis 25 kg funktionieren. Vorne und hinten ist ein Bügel, der auch einen gewissen seitlichen Halt gibt. Wichtig ist aber trotzdem, das Fahrrad gut anzuschließen, damit es nicht herunter purzelt.
Die neue Abstellanlage ist nicht nur praktisch und in ihrer funktionalen Edelstahlkonstruktion eine Aufwertung für das Erscheinungsbild eines zentralen Platzes der Stadt Frankfurt, sondern sie setzt auch ein deutliches Zeichen. An dieser Stelle kommen täglich viele Menschen vorbei und je mehr Fahrräder sie hier sehen, desto deutlicher prägt sich ihnen ein, dass man nicht nur mit dem Rad bis ins Zentrum gelangen kann, sondern dass man es auch sicher unterstellen kann, um ins Büro zu gehen, ein Café oder ein Geschäft zu besuchen, in die S-Bahn zu steigen oder was auch immer zu erledigen.
Ingolf Biehusen