Radweg am Nidda-Ufer bleibt am Wochenende offen...es sei denn, die Geschichte bekommt eine erneute Wendung
Foto: Claudia Simon (Foto-AG)
ADFC erreicht Unterbrechung der Bauarbeiten
Radweg am Nidda-Ufer bleibt an Wochenenden offen
Die überfällige Sanierung des Radweges an der Nidda wird nun doch nicht zu einer Vollsperrung während der warmen Monate führen. An den Wochenenden, wenn ohnehin nicht gearbeitet wird, bleibt die Unterführung der Autobahn 661 frei, sodass nur eine kleine Umleitung von Eschersheim nach Bonames nötig ist. Dieses Zugeständnis konnte der ADFC nach sehr zähen Verhandlungen mit den beteiligten Ämtern erreichen. An Wochenenden ist also - stadtauswärts gesehen - eine kurze und gefahrlose Umfahrung möglich: Über die Nidda-Brücke zwischen Heddernheim und Eschersheim nach rechts in die Straße Alt Eschersheim, dann links in die Straße Im Urig und den grünen Schildern zum Nidda-Ufer folgen. Die Bauarbeiten an dieser Stelle sollen bis Mitte Mai erledigt sein.
Mit diesem Kompromiss geht ein wochenlanges Hin und Her zwischen allerlei Ämtern zu Ende, das die Presse "die Ämterposse am Nidda-Ufer" nannte. Beteiligte sind das Amt für Stadtentwässerung, zwei Störche, die Untere Naturschutzbehörde. Aber nicht die Tausenden Radfahrer und Fußgänger, die sich hier in der Freizeit oder zur Arbeit bewegen.
Aber lesen Sie die ganze Geschichte...:
Jetzt in Angriff genommen wird nur der Abschnitt zwischen dem Freibad Eschersheim und der Unterführung der Autobahn A 661, für den es eine kurze und gefahrlose Umleitung gibt. Erst später wird das Stück entlang des Alten Flugplatzes in Bonames mit einem neuen Belag versehen. Hier gibt es keine zumutbare Umleitung für Radfahrer. Freilich hat das Einsehen der Ämter nichts mit Rücksicht auf die Tausenden Radfahrer und Fußgänger zu tun, die hier an schönen Tagen unterwegs sind. Ausgebrütet haben die neue Idee zwei Weißstörche, die angeblich hier ein Nest suchen und vom Baulärm beim Brüten gestört werden könnten. Der ADFC dementiert nachdrücklich, dass er die Adebars gekauft hat, um seine Ziele durchzusetzen.
Anfang März verkündeten große Bauschilder in Eschersheim und an der Niddabrücke in Bonames, dass der Uferweg an der Nidda von März bis Juni saniert werden soll. Da kam Freude auf, ist doch dies Stück an vielen Stellen mit Schlammlöchern und Wurzelaufbrüchen eine Zumutung und viel zu eng für die vielen Fußgänger und Radler. Wenige Tage später sperrten Bauzäune und Verbotsschilder an beiden Enden den Weg. Da tauchten erste Fragen auf. Wann fangen die an zu bauen, wie lange dauert die Sperrung, gibt es Umleitungen? Denkt man auch an die vielen Berufsradler aus den nördlichen Stadtteilen, für die das der direkte Weg zur Arbeit ist? Hat man die Ortsbeiräte 10 und 12 vorher informiert, um ihre Ortskenntnis zu nutzen?
Natürlich nichts von alledem. Wenn Ämter mal was Gutes tun wollen, kann Sachverstand nur schaden. Als die "Neue Presse" Mitte März über den Unmut der Spaziergänger und Radler berichtete, bemühte das zuständige Amt für Stadtentwässerung (!) die üblichen Sachzwänge, um die monatelange Sperrung zu begründen. Die Ausschreibung sei schon raus und die Verschiebung in den Herbst, wie vom ADFD gefordert, nicht möglich. Soweit so klar und endgültig.
Der Storch. Er brachte die wundersame Wendung
Foto: Eckehard Wolf
Doch nun kommt die wundersame Wendung der Geschichte angeflogen. Eben hier an der Nidda sollen oder wollen sich Störche zum Brüten niederlassen. Und die haben allmächtige Freunde, die die Welt der Ämter ins Rotieren bringen. Schon im Februar ließ nämlich die Untere Naturschutzbehörde den Trampelpfad auf dem anderen Nidda-Ufer und die Wiese am Alten Flugplatz wg. möglichen Storchenanflugs sperren. Grüne Sherriffs bedrohten Spaziergänger und Gassigeher mit empfindlichen Bußgeldern. So waren, ohne dass die Ämter voneinander wussten, die Wege auf beiden Seiten gesperrt.
Die Störche lassen sich aber nicht so leicht zum Natur-Event vermarkten wie Knut, der Eisbär in Berlin. Schon im letzten Jahr landeten sie nur kurz auf dem eigens für sie aufgerichteten Stahlmast mit dem großen Teller, klapperten ein paarmal und flogen von dannen. Am 22. März waren die Vogelfreunde für einige Stunden guter Hoffnung auf echten Frankfurter Nachwuchs: Zwei Weißstörche schnäbelten in luftiger Höhe. Vorsorglich wurde dem Bauherrn auf dem anderen Ufer untersagt, während der Brutzeit Lärm zu machen. Wie wir aus Storchenkreisen erfahren, dauert das Brutgeschäft mindestens bis Ende Juni. Mit Hilfe dieser Bio-Waffe bleibt also der Weg entlang des Alten Flugplatzes in den Sommermonaten offen. So hatte es der ADFC gefordert, weil es hier nur eine gefährliche und weit entfernte Umleitung gibt.
Doch dann drohte erneut Gefahr, dass die "Ämterposse am Niddaweg", von der die "Neue Presse" schrieb, in Verlängerung geht. Zur Enttäuschung der vielen Storch-Watcher ist kein Zweiglein ins Nest geflogen worden. Die Adebars wurden hier nur einmal und nie wieder gesehen. Könnten dann nicht doch die Baumaschinen hier Lärm machen?
Doch in der Woche nach Ostern hatte das Amt für Stadtentwässerung genug von den Launen des Federviehs. Nun entdeckte es die Bedürfnisse der Radfahrer und Spaziergänger wieder. Für sie wird nun doch "die Reihenfolge der Bauabschnitte" so verändert, dass der Weg entlang des Alten Flugplatzes bis in den Herbst hinein frei bleibt. Die FAZ vermerkt am 3. April dazu: "Der städtische Eigenbetrieb reagiert damit auf Kritik vor allem durch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club." Und noch ein Wunder kündigt sich an, auf das der ADFC kaum noch zu hoffen wagte: Der Nidda-Weg wird nicht mehr als "wassergebundene" Schotter-und-Sand-Piste hergerichtet, sondern mit einer gelben Asphaltdecke versehen.
Mit diesem Happy-End könnten nun alle glücklich und zufrieden sein, dass zwei Störche den Radfahrern eine gute Lösung ins Nest gelegt haben. Doch drei Tage nach seinem Chef meldet der Bauleiter der Stadtentwässerung: "Wir müssen den Weg komplett sperren." Es geht um die zehn Meter lange Rampe der Unterführung an der A 661. Bleibt sie zu, ist die kleine Umfahrung durch Eschersheim versperrt und ein kilometerlanger Umweg über eine gefährliche Landstraße nötig. Die breite Auffahrt ließe sich mühelos in zwei Hälften asphaltieren und bliebe -"Radfahrer absteigen"- passierbar.
Aber eine so flexible Regelung war vom ADFC auch in tagelangem Mail- und Schriftverkehr mit nunmehr drei beteiligen Ämtern nicht durchsetzbar. Immerhin erging dann am 10. April die "Anordnung", dass dieser Engpass am Wochenende geöffnet wird. Die Stadtentwässerung hofft, "dass wir damit den Anliegen der Erholungssuchenden und des ADFC so weit wie noch vertretbar entsprechen können." Und dem ADFC ist es Anliegen, diese Geschichte einmal in ihrer ganzen Schönheit zu erzählen.
Kontakt:
ADFC Frankfurt am Main
Wehrhart Otto, Kreisvorstand, Pressesprecher
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Bertram Giebeler, Verkehrspolitischer Sprecher
E-Mail:
bertram [dot] giebeler [..ät] adfc-frankfurt [dot] de