„Route der Industriekultur“ – ideal per Rad!
Kurzer Tourbericht vom 1. September 2002 – Plädoyer für den weiteren Ausbau
Eifrige Rundschau-LeserInnen verfolgen schon seit Monaten, dass im Rhein-Main-Gebiet ein wichtiges Projekt verfolgt wird, bei dem Denkmalpflege und Nahtourismus eine ideale Kombination eingehen: die „Route der Industriekultur“, die von Bingen bis Aschaffenburg entlang an Rhein und Main führen wird.
Architektonisch und künstlerisch markante Gebäude, Infrastruktureinrichtungen und Skulpturen geben Zeugnis von Dymamik und Technikoptimismus in Gründerzeit und Zwischenkriegszeit. Ein Großteil der Gebäude aus dieser Epoche wurde im 2. Weltkrieg zerstört, vom Rest fiel noch einmal Vieles den Waschbeton-Modernisierungen der 60-er und 70-er Jahre zum Opfer.
Um so wichtiger ist es, die letzten noch verbliebenen steinernen Zeitzeugen zu erhalten und zu würdigen. Im Ruhrgebiet gibt es schon ein erfolgreiches Vorbild, der Planungsverband Rhein-Main hat hierzu die Initiative ergriffen, die Frankfurter Rundschau unterstützt es publizistisch, und auch der ADFC Frankfurt hat schon mal eine erste Tour mit diesem Thema veranstaltet. Sie zeigte nur einen kleinen Ausschnitt, hauptsächlich auf Frankfurter Gebiet.
Vom Römer über Weseler Werft, Großmarkthalle, Mousonturm, Engelhardtsche Pharmawerke, Union-Brauerei, Kampfmeyer-Mühle, Gaswerk Ost, Cassella, Schlachthof Offenbach führte der Weg zur Mittagspause in die Offenbacher Obermühle. Nach einer längeren „Verdauungs-Radtour“ kam der Höhepunkt des Tages, die Besichtigung des Klärwerks Niederrad und seinem verblüffenden historischen Trakt mit Jugendstilmalerei. Der Schichtleiter nahm uns freundlich in Empfang und zeigte ausführlich sowohl den historischen Teil - zur Gründungszeit war dies Europas größte Kläranlage - als auch den modernen Teil, auch heute eins der leistungsfähigsten Klärwerke Deutschlands.
Eins wurde allen TeilnehmerInnen dieser Tour deutlich: es gibt keine bessere Möglichkeit, sich diese Sehenswürdigkeiten im urbanen Ballungsraum zu erschließen, als per Fahrrad! Wir werden uns dafür einsetzen, dass die künftige „Route der Industriekultur“, wie heute schon im Ruhrgebiet, mit attraktiven Radwegen vernetzt wird.
Bertram Giebeler / Anne Wehr
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