Frankfurts Mainkai jetzt mit roten Streifen für den Radverkehr!
Später einmal wird er wieder autofrei
In leuchtendem Rot erstrahlt die neue Radverkehrsführung am Mainkai. Irgendwann wird er dann wieder autofrei
Foto: Bertram Giebeler
Ein volles Jahr lang, von September 2019 bis August 2020, war der Mainkai für den Autoverkehr gesperrt, und im Corona-Frühjahr und -Sommer 2020 war er eine gern genutzte Bummelzone und Spielfläche für alternative Nutzungen aller Art, von Öko-Festival bis Sammelpunkt diverser Fahrraddemos, nicht zuletzt der ADFC-bike-night. Das Ganze war aber nur eine befristete Versuchsphase, die vorherige Koalition beendete sie auf Druck der CDU, und der Mainkai ist nun seit September 2020 wieder eine "normale" Straße mit erheblichem Autoverkehr.
Zu einer normalen Straße gehört aber heutzutage auch eine sichere Radverkehrsführung, zur Not auch auf Kosten von Fläche für den Autoverkehr. Diese Erkenntnis hat sich seit etwa 2018 auch in Frankfurt durchgesetzt. Daher wurde schon vor der Kommunalwahl die Ummarkierung geplant, eine von drei KFZ-Spuren entfällt, es gibt Schutzstreifen in Regelbreite und roter Einfärbung. So richtig befriedigend ist diese Lösung nicht, die vom Autoverkehr überfahrbaren Schutzstreifen sollten heutzutage allenfalls als Notbehelf dienen.
Für richtige Radstreifen, die nicht überfahren werden dürfen, reicht die Rest-Fahrbahnbreite nicht aus, denn zwei Schwerfahrzeuge (LKW oder Bus) könnten sich dann nicht begegnen. Diese Situation ist dort aber nicht der permanente Regelfall, und es wurde die Mittelmarkierung auf der Fahrbahn abgefräst, sodass ein Überholvorgang in ausreichendem Abstand flexibel durchführbar ist. Die Erfahrung zeigt, dass der rollende Autoverkehr Schutzstreifen weitgehend respektiert. Ob das für den ruhenden Autoverkehr – sprich falschparkende Privatautos oder die früher gern dort abgestellten Touristenbusse – auch zutrifft, wird sich zeigen.
Die neue Koalition ist grundsätzlich gewillt, den Mainkai wieder den Fußgänger:innen und Radfahrer:innen allein zurückzugeben. Trotzdem halten wir die Streifenmarkierung jetzt für richtig, auch als Provisorium. Der neue autofreie Mainkai muss Resultat einer städtebaulichen Gestaltungsmaßnahme sein, und das muss in der Bürgerschaft diskutiert werden, es muss einen Wettbewerb geben, und das braucht Zeit. Außerdem braucht es ein durchdachtes Konzept der Verkehrsumlenkung, und auch das erledigt sich nicht auf Knopfdruck.
Verkehrskonzept und vor allem Gestaltungskonzept werden bis zur baureifen Planung mindestens ein Jahr brauchen, eher länger. So lange konnte der Mainkai nicht bleiben wie er bisher war, Radfahren muss sicher möglich sein. Irgendwann kann dann die rote Farbe wieder abgeschürft werden – oder sie bleibt als gewollter Bestandteil der Gesamtgestaltung des autofreien Mainkais auf dem Asphalt.