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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Von: Bertram Giebeler am 13. Dezember 2020

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Drei Wochen nach dem Horror-Crash im Ostend

Schon wieder ein tragischer Unfall!

Rechtsabbiegender LKW überfährt Radfahrer in Ginnheim

Bild So ähnlich muss die Ausgangslage vor dem Unfall gewesen sein. Eigentlich keine unübersichtliche Situation, auch aus einem LKW-Führerhaus nicht. Eigentlich. Dieses eine Mal war es anders
Foto: Bertram Giebeler

Es war eine schon fast makaber anmutende Verkettung von Ereignissen, mit tragischem Ende: der Seniorchef des lokalen Ginnheimer Fahrradgeschäfts Fahrrad-Wagner, 73 Jahre alt aber als alter Radsportler topfit, fährt wie fast täglich am Mittag mit seinem Pedelec los, um seinen Enkel von der Kita abzuholen und auf dem Rad zurück nach Hause zu begleiten, denn die große Kreuzung Hügelstraße-Raimundstraße ist nichts für Kleinkinder allein auf dem Rad. Nach wenigen hundert Metern steht er vor der Ampel Ginnheimer Hohl – Hügelstraße, hinter bzw neben sich (der Unterschied kann sehr wichtig sein) ein LKW.

Was dann genau geschah, ermittelt gerade die Polizei, und es gibt auch mehrere Zeugen des Unfalls. Es endete jedenfalls damit, dass der nach rechts abbiegende LKW mit der Frontseite den Seniorchef und Großvater überfuhr, der kurz darauf im Krankenhaus starb.

Der Autor dieser Zeilen war am Tag nach dem Unfall am Ort, und danach noch einmal zu einem Gespräch mit einer Zeugin und Mitgliedern des zuständigen Ortsbeirats 9. Man fragt sich nach so einem Unfall immer, ob die vorhandene Verkehrsinfrastruktur einen Unfall potenziell wahrscheinlich macht. Dies lässt sich dort nicht so ohne weiteres sagen. Es gibt keine Parkplätze unmittelbar vor der Kreuzung, die die Sicht behindern könnten; es gibt eine schon ziemlich alte Markierung eines Schutzstreifens und eines "ARAS" (Aufgeweiteter Radverkehrs Aufstell-Streifen) direkt vor der Ampel. Die Haltelinie für den KFZ-Verkehr ist mit 2 Metern nach heutigen Kriterien um einen Meter zu wenig zurückgezogen, aber ob das in diesem Fall unfallursächlich war, muss die präzise Unfalluntersuchung zeigen.

Es wird jetzt mit Sicherheit eine massive Diskussion im Stadtteil und in den Ämtern über den ganzen großen Knoten Hügel-Raimund-Kurhessenstraße-Ginnheimer Hohl geben, und das zu Recht. Auch Fußgängerbelange sind dabei relevant, es gibt in nächster Nähe eine Schule und eine Kirchengemeinde. Der Knoten ist schon länger als kritisch bekannt. Will man an Problemlösungen herangehen, muss man zwei Ebenen unterscheiden: was könnte eine langfristig gute Gesamtlösung sein, also z.B. ein mittelgroßer Kreisverkehr? Das braucht dann natürlich jahrelangen Planungsvorlauf und auch lange Bauzeit.

Die andere Ebene ist die der kurzfristigen Möglichkeiten, den Knoten für Rad- und Fußverkehr sicherer zu gestalten. Etwa durch Ertüchtigung der Infrastruktur mit zusätzlichen Ampeln, Aufweitung der Radwege und -streifen auf Maße am oberen Rand der Richtlinien, Roteinfärbung der Radstreifen, akzeptablere Ampelzeiten für Fußgänger. Wir werden uns an dieser Diskussion mit unserer Expertise beteiligen, damit der schreckliche Unfall wenigstens nicht ohne Konsequenzen bleibt. Der Familie des Getöteten und auch der Crew von Fahrrad-Wagner wünschen wir, dass sie trotz allem und trotz Lockdown ein würdiges Weihnachten feiern können.